Tag der Politischen Bildung in Bremen – ein Fachtag mit spannenden Workshops

Am 15. Mai wurde auf dem Tag der Politischen Bildung im Haus der Bürgerschaft in Bremen eindrucksvoll deutlich, wie essenziell politische Bildung für eine lebendige Demokratie ist und warum sie einen wertvollen Beitrag zur Förderung politischer Kompetenz leisten kann. In der Veranstaltung wurde in verschiedenen Workshops über gesellschaftlich relevante Themen gesprochen: von politischer Partizipation bis hin zur Medienkompetenz. Die inspirierenden Diskussionen und praxisnahen Ansätze machten einmal mehr deutlich, dass informierte Bürgerinnen und Bürger das Fundament einer demokratischen Gesellschaft sind.
Die Bedeutung von gezielten Bildungszeiten konnte in diesem Rahmen besonders hervorgehoben werden. Zeit für politisches Lernen bedeutet nicht nur das Aneignen von Wissen, sondern auch Raum für kritische Reflexion und den Austausch verschiedener Perspektiven. Gerade in einer Welt voller komplexer Herausforderungen ist es unerlässlich, politische Bildung als kontinuierlichen Prozess zu verstehen.
In dem Workshop zu Demokratie im Betrieb hob Martin Denzin, Rechtsanwalt und Bildungsreferent beim Bildungswerk Verdi, die wichtige Rolle hervor, die Betriebsräte bei der Herausbildung von demokratischem Bewusstsein innehaben. Die Arbeitswelt sei hierarchisch aufgebaut. Lohnabhängige würden in Betrieben ohne Betriebsräte die Erfahrung machen, dass sie kaum Einfluss auf die Gestaltung ihrer Lebens -und Arbeitswelt haben. Das fördere autoritäre Einstellungen. Betriebsräte hingegen seien antihierarchisch aufgebaut. Sie ermöglichten in einem bestimmten Rahmen eine partizipatorische Kontrasterfahrung. Hier drohten allerdings zwei Gefahren. Zum einen nehme die Zahl der Betriebe mit Betriebsräten ab. Schlimmer noch seien Betriebsräte, die eher nur sich selbst und weniger die Belegschaft verträten, oder Betriebsrats-Vorsitzende, die wie kleine Könige auftreten. Betriebsräte seien vom Gesetzgeber als Kollektivorgane konzipiert. Handelten solche Gegenmachtorgane eigenmächtig oder nichtpartizipativ, würde dies das Vertrauen in potentiell demokratische Institutionen weiter untergraben und die Empfänglichkeit für nichtdemokratische Scheinlösungen fördern - nicht nur im Betrieb.
„Mit Rechten reden!?“ – dieser Frage gingen der langjährige Dozent der wisoak Yilmaz Altundag und die Teilnehmenden in einem anderen Workshops nach. Altundag berichtete von einer Zunahme rechtspopulistischer Äußerungen in seinen Bildungszeiten der politisch-kulturellen Bildung. Es ging um konkrete Beispiele aus seinen Seminaren und den Konsequenzen, die diese Entwicklung für das Seminargeschehen hat. Dozierende müssen zunehmend einen Drahtseilakt bewältigen: einerseits im Gespräch bleiben, auch unbequeme Fragen und Anmerkungen zulassen, andererseits vehement gegen Hass und Desinformation vorgehen und einen geschützten Raum für alle Teilnehmenden gewährleisten. Genau um diese Gratwanderung von Zulassen und Verbieten ging es dann auch in den Austauschgruppen. Am Ende herrschte Konsens: Mit Rechten reden? Ja, aber es gibt Grenzen. Wo diese verlaufen ist eine sehr wichtige, aber auch gar nicht so leicht zu beantwortende Frage über die noch lange hätte weiterdiskutiert werden können.
Die wisoak freut sich, mit ihren Bildungszeiten zu politischen Themen auch weiterhin Plattformen für politisches Lernen und demokratische Mitgestaltung zu schaffen. Die wisoak gehört zu den 15 anerkannten Weiterbildungsträgern im Land Bremen. Ihr Programm der politisch-kulturellen Bildung, das 1975 im Anschluss an das Bremische Weiterbildungsgesetz ins Leben gerufen wurde, umfasst aktuell 48 Wochen lang an vier Standorten Bildungszeiten zu unterschiedlichsten Themen. Damit gehört die wisoak in diesem Bereich zu den größten Anbietern in den Städten Bremen und Bremerhaven sowie Bad Zwischenahn.